Ergebnisse/Erlebnisse in Baden-Württemberg bieten jede Menge Stoff für Lagerfeuergeschichten
Als Trainer muss man sowas emotional wegstecken, fair und unterstützend bleiben, seine Schützlinge aufbauen. Und dennoch gelingt es nicht immer. Wer sich nicht mindestens schon einmal in einer solchen Situation befunden hat, der hebe die Hand. Man steht am Spielfeldrand – eine gewisse Erwartungshaltung oder auch Hoffnung im Kopf, doch der Spieler, dessen Fähigkeiten man nur allzu gut kennt, dessen Werdegang man im Training und während der Saison begleitet, bleibt nicht nur hinter seinen Möglichkeiten, nein, er findet auf dem Spielfeld weder Ruhe noch sich selbst.
Und während er bei jedem Ballwechsel auf der Suche ist, stirbt man als Coach hundert kleine Tode. Innerlich ärgert man sich vielleicht oder ist entgeistert, vielleicht auch frustriert. Nach außen will man die eigenen Emotionen so wenig wie möglich sichtbar machen. Mal gelingt das, mal nicht. Doch wie mit umgehen, wenn der letzte Ball geschlagen, der letzte Punkt zugunsten des gegnerischen Athleten gemacht ist? Waren die deutlichen und ungeschönt reflektierten Worte richtig? Oder hat die Ansprache ob der unnötigen Niederlage noch tiefer in die bereits vorhandene Wunde gebohrt? Hätte man als Betreuer erst einmal etwas zeitlichen Abstand wahren sollen für die Auswertung? Vielleicht ja. Vielleicht muss das manchmal auch sein. Solange dann etwas später wieder positive und beistehende Worte folgen…
1. Allianz-Oliver-Open in Waghäusel
Am Wochenende fanden zwischen Mannheim und Karlsruhe, in der beschaulichen Kleinstadt Waghäusel, die 1. Allianz-Oliver-Open, ein A-Ranglistenturnier für die AK U17 und U19 statt. Heißt, bei Turnieren der Kategorie A trifft sich stets die nationale Elite der jeweiligen Altersklasse zum Wettbewerb. Erfreulicherweise Teil des Teilnehmerfeldes waren unsere beiden U17er Bruno (im Doppel) und Roman (Einzel und Doppel), begleitet von mir, Patrick, als Coach und Betreuer.
Waghäusel ist nun aber über sieben Stunden Fahrtzeit (ICE) von Schwerin entfernt – anders gesagt, round about 700 Kilometer. Das ist für Athleten und Trainer schon ein enormes Unterfangen. Und noch einmal mehr, weil eine solche Reise nicht nur Zeit sondern auch etwaige Kosten in Anspruch nimmt. Dann soll die Performance in der Halle entsprechend zufriedenstellend sein, oder? Aber im Sport läuft es nun mal nicht immer nach Wunsch. Lange Reisen machen niemandem zu einem besseren Athleten. Das wissen wir alle. Doch gerade das formt, festigt, stärkt. Mit Niederlagen umzugehen, sich selbst zu reflektieren und an der Seite von Freunden und Gleichgesinnten zu neuer Motivation und Zuversicht zu finden – solche Lektionen bietet einem kaum etwas besser als der Sport.
Die letzten Punkte machen sich nicht von allein
Während Bruno in Waghäusel leider nicht aus der Nachrückerliste schaffte, ging es für Roman von Setzplatz drei aus in den Einzelwettbewerb. Wohl bewusst, dass er aktuell mit ein paar körperlichen Beschwerden nicht in Topform aufschlagen werden würde, wagte er sich dennoch ins Gedränge. Nach einem Freilos in Runde eins konnte er sich gegen seinen rheinland-pfälzischen Kontrahenten knapp in zwei Sätzen behaupten. Man merkte direkt, dass es unserem Landeskaderathleten deutlich schwerer viel, seine gewohnte Geschwindigkeit auf dem Court und am Ball zu halten.
Ob er im Viertelfinale noch einmal alte Kräfte mobilisieren könnte? Satz 1 sagte nein. Zu 14 verlor er gegen Soheyl Safari Araghi vom MTV Nienburg. Die Taktikumstellung brachte schließlich die Wende. Mit 23:21 ging Satz zwei an den Schweriner. Und dann passte plötzlich wieder alles. Araghi verlor komplett den Faden. Roman spielte taktisch gut, gab seinem Gegner kaum eine Möglichkeit aus dessen Wohlfühlbereichen zu agieren. Mit 19:7 stand der BSCler beinahe felsenfest im Halbfinale. Doch der Teufel steckt im Detail. 21 Punkte müssen es bekanntlich sein. Was jetzt geschah, lässt sich kaum erklären. Der Niedersachse machte plötzlich 12 Punkte am Stück. Kaum Gegenwehr, unerwartete Konzeptlosigkeit und absolut kein Mut auf Schweriner Seite. Zwei Satzbälle machten noch einmal etwas Hoffnung. Die erfüllte sich aber nicht. Roman gab das Ding und damit die Chance auf einen Medaillenplatz ab. Nach einem 19:7 – 12 Punkte am Stück abgegeben. Oh Mann…
Man muss das aushalten, auch als Coach. Was soll man auch anderes tun. Immerhin wird ein solches Spiel im Gedächtnis aller bleiben. Vielleicht findet es auch mal den Weg ans Lagerfeuer in die Reihe der „unglaublichen Geschichten“. Glückwunsch an Romans Kontrahenten, der sein Glück und seinen Halbfinaleinzug erst nicht fassen, dann euphorisch feiern konnte.
Blieb ja noch der Sonntag mit dem Jungendoppel – wieder mit einem guten Setzplatz (4). Nachdem der Abend im Anschluss an ein leckeres Essen noch eine aufregende Busfahrt mit sich brachte (lasst sie euch am Besten von den drei Reisenden persönlich erzählen), war die Nacht erholsam und das Erstrundenspiel unserer beiden 16-Jährigen zu einer moderaten Zeit angesetzt. Es passte eigentlich alles. Naja, außer dass Romans Performance vom Vortag ihm nicht gerade den notwendigen Aufwind gab. Egal. Beide starteten gut und machten die ersten Punkte routiniert. Wenn es so bliebe, sollte man diesmal keine Überraschungen fürchten. Doch es blieb eben nicht so. Viele einfache Fehler und das oftmals unnötige aus der Hand geben der eigenen Offensive folgten. Auf der eigentlich besseren Seite und trotz langer Führung in der Schlussphase verloren sie Satz 1 knapp zu 20. Hänel/Mikitisin (Marienberg/Mössingen) wollten jetzt auch den zweiten Satz, drehten noch einmal auf. Hingegen fehlte bei den beiden Schwerinern das Feuer, ihr sonst so beeindruckendes Selbstbewusstsein. Woran es lag? Ich weiß es nicht. Zu 18 mussten sie sich am Ende geschlagen geben, gingen enttäuscht vom Feld. Die Trainerauswertung fiel diesmal deutlich und ungeschönt aus. Eben wie am Beginn dieses Berichtes erwähnt.
Es gibt immer ein besseres Danach
Es hätte viel mehr drin sein können/sollen. Hätte, hätte Fahrradkette. Am Ende sind nicht immer sind alle in Bestform. Sport eben. Immerhin rafften sich Bruno und Roman noch einmal auf. Ein Spiel hatten sie ja noch zu beschreiten. Gegen ein Duo aus NRW wollten sie sich und ihrem Coach beweisen, dass es auch anders geht. Und es ging – klar in zwei Sätzen machten sie das Match zu dem ihren und hellten zumindest etwas die Stimmung auf. Weil keine weiteren Plätze mehr ausgespielt wurden, bedeutete es für die der geteilte 9. Platz. Immerhin.
Ach ja, der gebuchte Zug fuhr erst 16:20 Uhr. Blieb noch etwas Zeit in der Halle. Und dann hieß es wieder 7,5 Stunden fahrt. Es würde Spät werden und die Nacht kurz. Leistungs-/Wettkampfsport fordert so einiges von uns allen ab… Danke an dieser Stelle an die Unterstützung, das Vertrauen und das Verständnis der Eltern…